Gute Aussichten, eine optimistische Oberbürgermeisterin, Querschläger im Stadtrat und am Ende Mundart – das Stärke antrinken der Bayreuther Gemeinschaft
Beim traditionellen „Stärke antrinken der Bayreuther Gemeinschaft“ haben Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und Stephan Müller, Fraktionschef der Bayreuther Gemeinschaft im Stadtrat, Bilanz für das Jahr 2015 gezogen.
Merk-Erbe stellte insbesondere die gute wirtschaftliche Entwicklung Bayreuths heraus. Die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten der Stadt seien „so gut wie seit Jahren nicht mehr.“ Beispiel hierfür seien die Ansiedlung eines neuen Bereichs der Rehau AG, wie auch die Ankündigung verschiedener Unternehmen zusätzliche Arbeitsplätze in Bayreuth zu schaffen. Erwähnt wurden in diesem Zusammenhang die Ankündigung der Cybex GmbH, Hersteller von Kindersitzen und Kinderwagen, 150 neue Arbeitsplätze zu schaffen sowie das Unternehmen Tennet, bei dem bis zum Jahr 2017 rund 200 neue Arbeitsplätze entstehen sollen.
Die Oberbürgermeistern wies zudem darauf hin, dass „endlich der seit Jahren ungelöste städtebauliche Missstand des ehemaligen Meisterkauf in der Casselmannstraße mit der Eröffnung von Schuh-Mücke beseitigt worden“ sei und sich mit der möglichen Ansiedlung des Möbelunternehmens XXX-Lutz, entweder am Standort Markgrafenkaserne oder an der Dr. Konrad-Pöhner-Straße, die Chance auf weitere 350 Arbeitsplätze ergebe.
Zum Thema Graserschule sagte Merk-Erbe unterbrochen von Beifall: „Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich die die Beibehaltung des jetzigen Standortes und eine ordentliche Sanierung für den sinnvolleren Weg halte. Die Qualität des Unterrichts hängt nicht von der Gebäudehülle ab, sondern von den Leistungen des Lehrkörpers. Die Mehrheit des Stadtrates hat sich jedoch für einen Neubau entschieden und selbstverständlich bin ich – wie auch die gesamte Stadtverwaltung – an diese Entscheidung gebunden. Im März sind die Bürger aufgerufen, hierüber zu entscheiden, wir werden sehen, wie dies ausgeht.“
Beim Thema Stadthalle wies Merk-Erbe erneut auf die seit Jahren überfällige Sanierung hin und erläuterte den Entscheidungsprozess der vergangenen drei Jahre. Die jetzt getroffene Entscheidung sei die „sinnvollste“ Lösung, „auch wenn diese erhebliche finanzielle Anstrengungen der Stadt“ mit sich bringe.
Für die anstehenden Haushaltsberatungen erwartet die Oberbürgermeisterin „angesichts der Begehrlichkeiten und Wünsche“ keine einfachen Diskussionen: „Ich weiß, dass ich für meine Sparappelle immer wieder kritisiert werde, aber die Stadtkasse ist nun einmal kein Füllhorn, das sich ständig und von ganz alleine füllt.“
Zu den wichtigen Aufgaben für das Jahr 2016 zählte Merk-Erbe neben den erwähnten Themen wie Stadthalle und Graserschule unter anderem die Sanierung des alten städtischen Bauhof als neues Quartier für das Stadtarchiv, die weitere Sanierung der Schulen sowie die Schaffung neuer Wohn- und Gewerbegebiete und die Weiterarbeit an „soliden Finanzen.“
Stephan Müller, Fraktionschef der Bayreuther Gemeinschaft, legte den Schwerpunkt seiner „nicht immer ganz ernst gemeinten“ Ausführungen auf die Atmosphäre und Zusammenarbeit im Stadtrat: „Es gibt bei vielen Punkten eine vernünftige Zusammenarbeit mit den meisten Kolleginnen und Kollegen und zwar auch dann, wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Mehr als nur ärgerlich ist jedoch, dass es immer wieder einmal erhebliche Querschläger gibt“, die für das negative Image des Stadtrates verantwortlich seien.
Mit Sorge betrachte er in diesem Zusammenhang die Entwicklung der SPD, die doch eine so große erfolgreiche Tradition in Bayreuth habe und jetzt oftmals eine „wunderliche orientierungslose Stadtratsarbeit“ betreibe.
Lob gab es von Müller für die Grünen und weite Teile der CSU: „Bei den Grünen besonders zu schätzen, ist ihre gerade Linie, ihre Zuverlässigkeit und sie lesen ihre Unterlagen.“ Man müsse nicht ihrer Meinung sein, aber „man kann sich sachlich mit ihnen auseinandersetzen und sich auf Vereinbartes verlassen.“ Gleiches gelte im Wesentlichen auch für die meisten Vertreter der CSU, insbesondere für ihren Fraktionsvorsitzenden Dr. Stefan Specht. Das Problem der CSU sei – so Müller – nicht die Arbeit im Stadtrat, sondern wohl eher die interne Rolle des Ex-OB.
In seiner Betrachtung der Arbeit des Stadtrates sieht sich der Fraktionschef der BG durch Grünen Stadtrat Stefan Schlags bestätigt. Dessen Aussage im Kurier vom Tag zuvor stellte Müller an das Ende seiner gut 15minütigen Rede: „Nicht zu akzeptieren sind die Versuche, bei jeder Gelegenheit der Oberbürgermeisterin an den Karren zu fahren. Da entstehen seltsame Koalitionen, deren einziges gemeinsames Ziel es ist, der Oberbürgermeisterin zu schaden. Manchen Kollegen habe ich im Verdacht, dass er da sein Männlichkeitsgebahren auslebt.“
Mundartforscher Dr. Eberhard Wagner und Horst Mayer, Redakteur der Mainwelle, zeigten unterstützt von drei Blechbläsern zum Abschluss des „Stärke antrinken“ in einer gut 30minütigen Mundartshow zu welchen Leistungen, zu welchem Witz und Humor und zu welchen Irritationen der fränkische Dialekt fähig ist.