Stärkeantrinken der Bayreuther Gemeinschaft mit Staatsminister Glauber

Beim traditionellen Stärkeantrinken der Bayreuther Gemeinschaft im Becher Saal standen die Würdigung großer Bayreuther Persönlichkeiten und aktuelle politische Themen im Vordergrund. Begrüßt vom ersten Vorsitzenden Frank Hofmann versammelten sich Mitglieder, Freunde und Gäste, um gemeinsam in das neue Jahr zu starten.Der besondere Gast des Abends, Thorsten Glauber, Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, eröffnete seine Rede mit Neujahrswünschen, hob die Tradition des “Stärke antrinken” der Bayreuther Gemeinschaft hervor und lobte den engen Austausch bei solchen Anlässen.

2024 schilderte er als das bisher schwierigste politische Jahr in seiner Karriere. Glauber kritisierte die zunehmende Härte und die unrealistischen Erwartungen an die Politik. Er plädierte für mehr gegenseitiges Verständnis, Kompromissbereitschaft und Gelassenheit in der politischen und gesellschaftlichen Debatte.

Besonders kritisierte er die zunehmende Entfremdung der Bundespolitik von den Bürgern und nannte als Beispiele ungelöste Probleme im Gesundheits- und Rentensystem. Er forderte mehr Mut,  unbequeme Themen anzusprechen, und betonte die Bedeutung von Bodenhaftung in der Politik. Glauber plädierte dafür, dass Parlamente einen besseren Querschnitt der Gesellschaft abbilden und mehr Praktiker aus verschiedenen Berufsgruppen einbeziehen sollten.Zum Abschluss ehrte Thorsten Glauber Brigitte Merk-Erbe und Stephan Müller mit der höchsten Auszeichnung der Freien Wähler. Für ihre langjährigen kommunalpolitischen Verdienste um die Bayreuther Gemeinschaft erhielten sie die Ehrennadel in Platin. Die BG-Ehrenvorsitzende Brigitte Merk-Erbe ist seit 1996 in der Vereinsarbeit und als Stadträtin, Fraktionsvorsitzende und Oberbürgermeisterin für die Bayreuther Gemeinschaft aktiv. Der BG-Fraktionsvorsitzende Stephan Müller ist seit 1991 im BG-Vorstand aktiv, er gehört dem Bayreuther Stadtrat seit 2008 an und ist seit 13 Jahren Fraktionsvorsitzender der Bayreuther Gemeinschaft.

Glauber ermutigte zur Unterstützung von Thomas Schmid als Bundestagskandidaten der Freien Wähler und wünschte ein erfolgreiches politisches Jahr 2025.

Im Anschluss stand der bekannte Bayreuther Publizist Erich Rappl im Mittelpunkt, der im Jahr 2025 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Mit viel Humor, Lokalkolorit und einer liebevollen Hommage erinnerten Frank Hofmann, Stephan Müller, Angelique Lautner, Anja Antoniali-Leistner und Dr. Torsten Lange an den Mann, der wie kein anderer das Seelenleben der Bayreuther in treffende Worte zu fassen wusste.Rappls Texte, die in seiner wöchentlichen Kolumne unter dem Pseudonym „Wafner“ erschienen, spiegelten auf unnachahmliche Weise die Eigenheiten der Bayreuther wider. Seine Geschichten, wie die berühmte „Technik der perfekten Rache“ oder die Betrachtungen über den „Saachkarter“ – den verkannten Außenseiter der Schafkopfrunde – sorgten für Heiterkeit im Saal. Diese Anekdoten gaben den Gästen nicht nur Einblicke in den feinsinnigen Humor Rappls, sondern auch in seine Fähigkeit, alltägliche Begebenheiten auf literarisches Niveau zu heben.

Besonders hervorzuheben war die Auseinandersetzung mit Rappls Beitrag zur Bewahrung des Bayreuther Dialekts. Seine Wortschöpfung „Wafner“ – eine Mischung aus Wagner-Drachen „Fafner“  nd dem typisch fränkischen „Waafer“, das kunstvolle „Schwätzen mit vielen Worten und wenig Aussage“ – wurde als Sinnbild seines Lebenswerks gefeiert. In seinen Texten vereinte er Leichtigkeit mit Tiefgang, Humor mit gesellschaftlicher Beobachtung und machte damit die Bayreuther  Eigenheiten unvergesslich.

Ein weiterer Höhepunkt des Vortrags war die humorvolle Beschreibung von Rappls literarischem Werk: Seine Bücher, so erzählte er selbstironisch, seien „ideal für Toilettenlektüre“ – ein Ort, der für ungestörte Reflexion und wahre Lesemomente bekannt sei. Der Saal quittierte diese Anekdote mit schallendem Gelächter.

Auch Rappls politisches Engagement wurde gewürdigt. Sein spontaner Antrag im Stadtrat 1997, der zur Ablehnung des ZOH-Standorts Luitpoldplatz führte, zeugt von seinem Einsatz für Bayreuth.  Ebenso erinnerte man an seine Verdienste als Mitglied der Annecy-Kommission, die die Städtepartnerschaft mit Leben erfüllte.

Mit der Würdigung von Erich Rappls Lebenswerk gelang der Bayreuther Gemeinschaft ein emotionaler Rückblick auf einen Mann, der tief in der Kultur und Geschichte der Stadt verwurzelt war. Sein Humor, seine Texte und sein Engagement bleiben unvergessen und machen ihn zu einem der volkstümlichsten Publizisten in der Geschichte Bayreuths.

Die Bayreuther Gemeinschaft zeigte sich einmal mehr als wichtiger Anker in der politischen und  kulturellen Landschaft der Stadt. Ein Abend voller Lokalgeschichte, Politik und Humor – ein würdiger Auftakt ins Jahr 2025.